Dr.-Fritz-Milkowski-Stiftung verleiht Preis für beste Ortschronik 2025 an Albrecht Will.
Mit großem Interesse und viel Applaus sind am Sonntagnachmittag vier ehrenamtlich verfasste Ortschroniken im Rahmen des Wettbewerbs der Dr.-Fritz-Milkowski-Stiftung gewürdigt worden. Die feierliche Preisverleihung fand auf der Bühne des Rathausturmplatzes in der Hansestadt Salzwedel statt – eingebettet in das 21. Altmärkische Heimatfest. Der Vorsitzende des Stiftungsbeirats, André Benthien, überreichte die Auszeichnungen und hob in seiner Ansprache die große Bandbreite und Qualität der eingereichten Beiträge hervor.
Die Milkowski-Stiftung hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Erforschung, Dokumentation und Weitergabe regionaler Geschichte in der Altmark und darüber hinaus zu fördern. Insbesondere würdigt sie mit ihrem Wettbewerb das oft jahrzehntelange ehrenamtliche Engagement von Chronisten, die durch akribische Recherche, persönliche Erinnerungen und historische Quellen das kulturelle Gedächtnis ihrer Orte lebendig halten.
In diesem Jahr stellte der Wettbewerb erneut die Vielfalt heimatgeschichtlicher Forschung unter Beweis: Insgesamt elf Beiträge wurden eingereicht – von kompakten Monografien über einzelne Gebäude bis hin zu mehrbändigen Ortschroniken, die ganze Dorfgeschichten umfassen. Der Stiftungsbeirat zeichnete vier dieser Arbeiten mit Preisen aus.
Den ersten Preis erhielt Albrecht Will für seine Chronik „Handel und Gewerbe in Vaethen – Tangerhütte“. Das Werk überzeugt durch eine klare Gliederung, eine herausragende gestalterische Umsetzung sowie einen professionellen Umgang mit neuen Medien. Besonders hervorzuheben ist der wissenschaftliche Anspruch der Arbeit: Die Chronik dokumentiert nicht nur die wirtschaftliche Entwicklung des Ortes, sondern bietet auch einen strukturierten Zugang zu historischen Quellen und verbindet klassische Forschung mit moderner Präsentation.
Der zweite Preis ging an Gottfried Bauch für seine Veröffentlichung „Die Schönhauser Flurnamen“. In dieser umfassenden Flurnamenforschung gelingt es dem Autor, die sprachlichen und geografischen Wurzeln eines Ortes mit großer Genauigkeit freizulegen. Die sorgfältige Recherche, die systematische Darstellung und die gelungene Aufbereitung machen das Werk zu einer Grundlagenarbeit, die weit über die Region hinaus als Referenz dienen kann. Flurnamen haben – wie Benthien betonte – einen hohen Identifikationswert für die Bevölkerung und dokumentieren eine Form des kollektiven Gedächtnisses, die andernorts oft verloren geht.
Mit der Arbeit „Erinnerungen an Chausseehaus-Hassel“ legte Sieglinde Lühe eine äußerst detailreiche Chronik über einen eng begrenzten Raum vor. Die kleine Siedlung Chausseehaus, heute ein Ortsteil von Hassel, besteht nur aus wenigen Häusern, in denen heute gerade einmal 75 Menschen leben. So kann die Chronik im Detail auf die Geschichte der einzelnen Häuser und Familien eingehen, ohne im Umfang zu überfordern. Nach dem Bau der Chaussee Stendal-Arneburg 1857 wird zunächst das Gebäude „Station 54“, heute Rosenstraße 2, als Dienst- und Wohnhaus für den Kassierer der Chaussee-Gebühr errichtet. Erst 1890 kommen weitere Gebäude hinzu. Das Chausseehaus in Hassel und die darauffolgende Entstehung einer Siedlung, stehen dabei exemplarisch für eine Bau- und Verkehrsgeschichte, die in vielen Regionen in Vergessenheit geraten ist. Das Werk hebt sich durch die Tiefe der Recherche und die Aufbereitung spezieller Quellen ab – und könnte laut Benthien den Impuls geben, ähnliche Chroniken über weitere Chausseehäuser in der Region zu initiieren.
Der zweite dritte Preis ging an Reinhold Lau für den ersten Band seiner „Bismarker Geschichte(n)“. Diese Chronik widmet sich den Grundpfeilern städtischer Identität – dem Namen der Stadt, dem Wappen und den zentralen Wahrzeichen. Besonders hervorzuheben ist der umfangreiche Anhang mit Kurzbiografien der zitierten Autorinnen und Autoren sowie ein ausgezeichnetes Quellen- und Anlagenverzeichnis. Die Arbeit beeindruckt durch ihre Kombination aus wissenschaftlicher Fundierung und lokalhistorischer Leidenschaft.
In seiner Ansprache bedankte sich Benthien ausdrücklich bei allen Teilnehmenden des Wettbewerbs für ihr Engagement: „Die eingereichten Werke zeigen eindrucksvoll, wie viel historische Tiefe, persönliche Hingabe und methodisches Können in der ehrenamtlichen Heimatforschung stecken. Ohne dieses Engagement würden viele Geschichten – große wie kleine – in Vergessenheit geraten. Die Stiftung versteht sich als Partner dieser Arbeit und wird sie auch künftig nach Kräften unterstützen.“
Hintergrund
Bereits seit dem Jahr 1988 prämiert der Stiftungsbeirat der „Dr.-Fritz-Milkowski-Stiftung“ beispielhafte Ortschroniken und Beiträge zur Dorfgeschichte aus dem Landkreis Stendal. Die Stiftung wurde speziell zu dem Zweck gegründet, die Arbeit an Chroniken zu fördern und zu würdigen. Der Beirat möchte viele Menschen erreichen und dazu ermutigen, sich mit der Geschichte der Orte und ihren Menschen auseinanderzusetzen, das eigene Erleben und das Erzählte festzuhalten und zu dokumentieren.
Bild und Text: Stefan Rühling, Landkreis Stendal